Donnerstag, Freitag und Samstag bietet das CHILL in den Räumen des SMILE seinen Besuchern einen `informellen Treffpunkt´.
In Kooperation mit dem Jugendamt wird hier ein Projekt durchgeführt, in dem Jugendliche im Alter zwischen 16 und 22 Jahren in der Zeit von 21.00 bis 23.30 Uhr selbstbestimmt die Möglichkeiten der Freizeitstätte nutzen und ihre Freizeit in einem geschützten Raum frei von pädagogischer Intervention verbringen können.
Gekoppelt an das Projekt findet in regelmäßigen Abständen aufsuchende Jugendarbeit statt. Die Mitarbeiter kommen so auch mit den Jugendlichen ins Gespräch, die das CHILL nicht aufsuchen und haben zudem immer einen direkten Einblick in die Problemstrukturen vor Ort (und können dort direkt intervenieren).
Und für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen, im Folgenden die Weiterführung des Konzeptes von Oktober 2009….
1. Vorwort
2. Entwicklungen seit Projektbeginn
3. Konsequenzen für die pädagogische Arbeit
3.1 Aufsuchende Jugendarbeit
3.2 Das Chill
4. Strukturen und Arbeitsweisen
4.1 Die Regeln
4.2 Angebotszeiten
4.3 Mitarbeiter
4.4 Angebote
4.5 Trennung von Chill und Smile
4.6 Qualitätssicherung und Weiterentwicklung
1. Vorwort
Die vorliegende Ausarbeitung ist eine Fortentwicklung des Konzeptes „Aufsuchende Jugendarbeit / Chill in Dortmund Nette“ aus dem Jahr 2006.
Im Vergleich zu den Anfangszeiten des Projektes haben sich 2 Entwicklungen ergeben, die eine Notwendigkeit zur Weiterentwicklung der Konzeption nach sich ziehen:
• Der Erfolg und die breite Akzeptanz des Arbeitsansatzes führten zu einer weiteren finanziellen Förderung ab Sommer 2008 durch die Bezirksvertretung Mengede und den `Aktionsplan Soziale Stadt Dortmund´. Auf dieser Basis konnte die Arbeit vor Ort auf die Wochenenden und die Ferien ausgeweitet werden,
• Ging es zunächst vordringlich darum, den Kontakt zu den Jugendlichen erst einmal möglich- und auch das Chill bekannt zu machen, so hat sich mit den Jahren vielfach eine tragende und vertrauensvolle Beziehung zu den Jugendlichen entwickelt. Diesem Umstand muß mit einem über den niederschwelligen pädagogischen Ansatz hinausgehenden Konzept Rechnung getragen werden.
2. Entwicklungen seit Projektbeginn
Rückblickend auf die Ausgangssituation im Jahr 2006 stellen wir fest:
• die negative Ausgangssituation (Vandalismus, Verschmutzung der Anlagen und Ruhestörung) hat sich zum Positiven gewendet.
• Die auffälligen Verhaltensweisen der Jugendlichen in der Öffentlichkeit sind durch die Möglichkeit, informell öffentliche Räume zu nutzen, deutlich gesunken.
• Der Schulhof und andere öffentliche Plätze in Nette sind keine „Angsträume“ mehr.
• Die aufsuchende Arbeit stößt sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den Anwohnern auf breite Akzeptanz.
• Die Angebote im Chill werden von vielen Jugendlichen regelmäßig frequentiert und stellen einen wichtigen Teil ihrer Freizeit dar.
• Regelmäßige Gespräche mit allen Beteiligten gewährleisten einen stets aktuellen Bezugsrahmen pädagogischer Interventionen.
• Die Präsenz und der Bekanntheitsgrad der Mitarbeiter und des Projektes in der Öffentlichkeit konnten maßgeblich gesteigert werden,
• Die Mitarbeiter konnten mehr Zeit auf längere und intensivere Kontakte fokussieren und stärker präventiv wirken,
• Die Beziehungen zu bestimmten Gruppen von Jugendlichen wurden intensiviert.
• Das Projekt `Aufsuchende Jugendarbeit/ Chill in Dortmund Nette` bildet bereits eine Arbeitsgrundlage für weitere Einrichtungen im Bereich der aufsuchenden Jugendarbeit, unter anderem im `Time Out´ im Stadtteil Wickede.
3. Konsequenzen für die pädagogische Arbeit
3.1 Aufsuchende Jugendarbeit
Grundsätzlich ist das Anforderungsprofil für die aufsuchende Arbeit in Dortmund Nette erhalten geblieben. Weiterhin gilt es, mit den Jugendlichen und den Anwohnern in Kontakt zu kommen, sie auf das Chill und dessen Angebote aufmerksam zu machen und präventiv zu arbeiten. Die zeitliche Ausweitung der Maßnahme auf drei Tage in der Woche und die Intensivierung der Beziehungen hat aber dazu geführt, dass die Jugendlichen sich vermehrt mit persönlichen, schulischen oder beruflichen Problemen und Fragestellungen an die Mitarbeiter wenden und Unterstützung einfordern.
Mit neuen Gruppen von Jugendlichen oder mit bekannten, die sich einer pädagogischen Einflussnahme bewusst entziehen, wird der Kontakt weiterhin sehr vorsichtig und niederschwellig ausgerichtet.
Für die praktische Arbeit vor Ort bedeutet dieses für die Mitarbeiter, daß sie vermehrt mit verschiedenen und teils divergierenden Erwartungen und Anforderungen seitens der Jugendlichen umgehen und entsprechend handeln müssen. Dabei lässt sich in vielen Situationen die vorher eher passive Rolle nicht mehr aufrechterhalten und verwandelt sich sukzessive in eine Aktive. Darüber hinaus erfordern die nun zutage kommenden Problemlagen der Jugendlichen ein breites Fachwissen und ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeiten und Einfühlungsvermögen.
3.2 Das Chill
Das Chill als `Basis´ der Aufsuchenden Arbeit unterliegt den oben genannten Bedingungen durch seine vielfältigeren Arbeitsansätze und -möglichkeiten in einem noch höheren Maße. Die Besucher suchen die Einrichtung bewusst und aus eigenem Antrieb heraus auf, verbringen hier ihre Freizeit und treten mittlerweile gern und von sich aus mit den Mitarbeitern in Kontakt. In diesem Zusammenhang stellen wir einen vermehrten Wusch nach Aktivitäten mit den Mitarbeitern des Chill (Parties, Ausflüge, Grillabende etc.) fest und immer öfter nun auch den Bedarf an Hilfe in persönlichen Problemlagen.
Dieses situative Umfeld mit seinen vielen in der Zeit gewachsenen und gereiften Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Besuchern ermöglicht eine intensivere und nachhaltigere pädagogische Intervention.
Konkret heißt dies für die Schwerpunkte der Arbeit im Chill:
Förderung von Selbstorganisation: Die Besucher werden an der Planung und Durchführung von Angeboten mit sukzessiv steigenden eigenverantwortlichen Anteilen beteiligt. Ziel ist es, die Jugendlichen in die Lage zu versetzen, eigenständig Freizeitaktivitäten zu gestalten.
Förderung sozialer Fähigkeiten: Die Besucher lernen den respekt- und rücksichtsvollen Umgang mit anderen Menschen (und auch deren Eigentum).
Schaffung von Gruppenstrukturen (oder: Erarbeitung des „Wir-Gefühls“): Für unsere Arbeit ist es wichtig, den Jugendlichen die Erfahrung zu ermöglichen, in ihrer Gruppe konstruktiv etwas erreichen zu können. Ebenso von Bedeutung ist die Kontaktaufnahme und Kommunikation mit anderen Gruppen Jugendlicher.
Alternativen zur Sucht aufzeigen: Die Jugendlichen sollen verstehen, dass positive Erfahrungen (Freizeitaktivitäten, Spaß haben und intensive Gespräche) auch ohne (oder gerade durch die Abwesenheit von) Alkohol möglich sind.
Beratung: In Folge von vermehrter und viele Lebenslagen betreffender Nachfrage an Beratungen seitens der Jugendlichen erhält diese einen weitaus höheren Stellenwert in der Arbeit.
4. Strukturen und Arbeitsweisen
4.1 Die Regeln
Das Regelwerk hat sich seit Einführung des Projekts nicht verändert. Nach Einführung des generellen Rauchverbotes auf dem Schulgelände gilt dieses natürlich auch für das Chill.
• Es dürfen nur Bier und Wein in der Freizeitstätte konsumiert werden. Der Konsum von stärkerem Alkohol ist verboten.
• Geringe Alkoholkonsummengen werden toleriert (bis 0,5‰)
• Das Angebot richtet sich an junge Erwachsene im Alter von 16 bis 26
• Das Hausrecht liegt bei den Mitarbeitern
• Essen und Trinken dürfen mitgebracht und verzehrt werden
• Vandalismus und Gewalt werden nicht akzeptiert
Da einige der Besucher nicht gut Deutsch sprechen, wird das Regelwerk gegebenenfalls erklärt und auf Russisch angeboten, um Missverständnissen vorzubeugen.
4.2 Angebotszeiten
Seit Sommer 2008 ist das Chill an 7 Tagen in der Woche und in den Ferienzeiten geöffnet. In den Ferien ist es möglich, die Angebotszeiten mit den Besuchern abzusprechen und variabel zu handhaben. Die aufsuchende Arbeit wird an drei Tagen in der Woche durchgeführt, welche entsprechend aktueller Ereignisse an verschiedenen Wochentagen stattfindet.
Das Chill ist von Montag bis Samstag von 21 – 24 Uhr geöffnet, an Sonntagen von 19 – 22 Uhr.
4.3 Mitarbeiter
Das Team setzt sich aus 6 Mitarbeitern zusammen, die an Uni oder FH unterschiedliche pädagogische Fachrichtungen studieren. Alle haben praktische Erfahrungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die Dienste werden stets zu zweit in wechselnden Besetzungen durchgeführt. Bei der praktischen Arbeit vor Ort wird sehr großer Wert darauf gelegt, dass
• die Dienste geschlechterparitätisch besetzt sind,
• das vielfältige Fachwissen der Mitarbeiter möglichst breit gestreut zum Einsatz kommt,
• russische Sprachkenntnisse vorhanden sind,
• Mitarbeiter unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Kulturkreisen als Ansprechpartner zu Verfügung stehen,
• Die Arbeit geschlechterreflektiert und geschlechtergerecht ausgerichtet ist.
4.4 Angebote
Die Angebotsstruktur des Projektes ist, um möglichst viele Jugendliche zu erreichen, breit gefächert. Wünsche der BesucherInnen werden, wenn machbar, realisiert. Für aufwändigere und planungsintensivere Angebote wird ein geringer Teilnehmerbeitrag erhoben, um eine größere Verbindlichkeit zu erreichen. Zum `Standartrepertoire´ gehören vor allem:
• Sportliche Aktivitäten, Beratungs-, Gesprächs-, Spiel- und Bildungsangebote, eigenständige Nutzung der Küche,
• Außenaktionen wie Kino, Bowling, gemeinsame Teilnahme an öffentlichen kulturellen Veranstaltungen in Dortmund,
• Regelmäßige Chill – Partys in der Einrichtung, welche von den BesucherInnen mitgestaltet werden,
• Situationsorientierte Angebote wie Übernachtungsveranstaltungen, Billard-, Kicker- und Tischtennisturniere, Poker- und Dartabende und gemeinsames Grillen werden immer wieder angeboten und bei Bedarf durchgeführt.
• Längerfristig zu planende Ausflüge, wie zum Beispiel Kanufahren oder ein Besuch der Kluterthöhle werden immer wieder angeboten, um den jungen Erwachsenen eine breite Angebotspalette aufzuzeigen, auf die sie zurückgreifen können.
4.5 Trennung von Smile und Chill
Weiterhin wird großer Wert auf die Trennung der Arbeitsbereiche Smile und Chill gelegt. Unterschiedliche Angebotszeiten und nur für den jeweiligen Bereich tätige MitarbeiterInnen unterstreichen für die BesucherInnen die unterschiedlichen pädagogischen Ausrichtungen.
4.6 Qualitätssicherung und Weiterentwicklung
Eine regelmäßige Reflektion der Arbeit und ein aktueller Informationsfluß zwischen den Mitarbeitern des Projektes selber und der Leitungsebene wird durch regelmäßig Donnerstags stattfindende Mitarbeiterbesprechungen und tägliche Übergaben über das hausinterne Internetforum gewährleistet. Regelmäßige Fortbildungen und der Informationsaustausch innerhalb der Einrichtung sowie mit anderen Einrichtungen der Jugendarbeit geben neue Impulse und Ideen für die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Projektes.
Die Kooperation und der fachliche Austausch mit anderen Projektträgern im Rahmen der aufsuchenden Arbeit (Jfs Derne, Time-Out, Jfs Eichlinghofen, Städtische AJA) wird weitergeführt und ausgebaut.